Mit Unterstützung des BfN führte die Abteilung für Naturschutz und Landschaftspflege einen zweitätigen Expertenworkshop zum Thema „Ökosystemdienstleistungen von Wäldern“ vom 16. bis 19. November an der Internationalen Naturschutzakademie auf der Insel Vilm durch.
Das Ziel des Workshops bestand darin, das hierfür relevante Wissen, die Konzepte und die Erfahrungen aus Forstwissenschaften und Forstpraxis, Landschaftsökologie und Landschaftsplanung, Naturschutz und Umweltökonomie zusammenzuführen, hinsichtlich ihrer Tauglichkeit bzw. ihres potentiellen Beitrages für das Ecosystem Services Konzept des Millennium Ecosystem Assessment zu prüfen und eventuelle Wissens- und Datenlücken für die konkrete landschaftliche Ebene zu identifizieren.
Seit der Veröffentlichung des Millennium Ecosystem Assessments hat sich eine zunehmende Vielzahl an internationalen Tagungen und Veröffentlichungen dem zugrundeliegenden Konzept der Ecosystem Services (Ökosystemdienstleistungen) und den unterschiedlichen dafür relevanten Aspekten gewidmet. Besonderes Interesse gilt dabei den Bemühungen um eine weiter gehende Operationalisierung auf der landschaftlichen Ebene sowie einer Differenzierung und Spezifizierung für verschiedene Ökosysteme und Regionen. Die besondere und implizite Relevanz des Millennium Ecosystem Assessment Konzeptes für den Naturschutz i.e.S. ergibt sich daraus, dass es Biodiversität als essentielle Grundlage aller Ecosystem Services postuliert. Die Forstverwaltungen wie auch die Forstwissenschaften in Deutschland haben sich seit langem einer multifunktionalen Waldbewirtschaftung unter besonderer Berücksichtigung der Gemeinwohlverpflichtung verschrieben, wobei zur Berücksichtigung der unterschiedlichen gesellschaftlichen Ansprüche bei der Waldbewirtschaftung eigens das Instrument der Waldfunktionenkartierung geschaffen wurde.
In analoger Weise widmet sich die Landschaftsplanung der Erfassung und Bewertung von Naturraumpotentialen und Landschaftsfunktionen mit dem Ziel, die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes mit Blick auf langfristige menschliche Ansprüche zu erhalten.
In beiden Fällen gibt es einerseits eine Reihe von Analogien und konzeptionellen Überschneidungen mit dem Ansatz der Ecosystem Services – bei davon abweichenden Terminologien – sowie andererseits eine Fülle von Ansätzen zu deren Operationalisierung auf landschaftlicher Ebene bis hin zu Erfahrungen bezüglich der gezielten Förderung verschiedener Ökosystemleistungen durch adäquate Landschafts- bzw. Waldpflege.
Da in Zukunft mit einer zunehmenden Kenntnisnahme und Akzeptanz des Konzeptes in der politischen und öffentlichen Diskussion zur rechnen ist, gilt es, das Wissen der o.g. Fachdisziplinen und deren Erfahrungen zusammenzuführen und abzustimmen sowie hinsichtlich ihrer Tauglichkeit für das Ecosystem Services Konzept zu prüfen. Dies geschah – orientiert an Leitfragen - in Form eines Expertenworkshops. Angestrebt wurden ein intensiver und fundierter interdisziplinärer Kenntnis- und Erfahrungsaustausch, eine kritische Diskussion von Lösungsansätzen sowie eine Einschätzung von deren Potential zur Integration in das Ecosystem Services Modell des Millennium Ecosystem Assessment für Wälder auf der konkreten landschafts- bzw. regionalspezifischen Ebene. Dabei sollten auch Wissens- und Datenlücken sowie weiter reichende Fragestellungen identifiziert werden.
Themenfeld 1: Konzepte und Begrifflichkeiten
Konzept und Begrifflichkeiten des Millennium Ecosystem Assessment
Renate Bürger-Arndt, Universität Göttingen, Abt. für Naturschutz und Landschaftspflege
Konzept und Begrifflichkeiten der Landschaftsplanung
Christian Albert, Universität Hannover, Abt. für Landschaftspflege und Naturschutz
Konzept und Begrifflichkeiten der Waldfunktionen
Thomas Waldenspuhl, Forstliche Versuchsanstalt Baden-Württemberg (FVA-BW)
Themenfeld 2: Kategorien & Indikatoren für Wälder
Kategorien und Indikatoren im Millennium Ecosystem Assessment und Zertifizierung
Uwe Sayer, FSC Arbeitsgruppe Deutschland e.V.
Kategorien, Indikatoren und Datenlage aus landschaftsökologischer Sicht
Felix Müller, Universität Kiel, Abt. Ökosystemmanagement
Kategorien, Indikatoren und Datenlage der Waldfunktionenkartierung
Renate Bürger-Arndt, Universität Göttingen, Abt. für Naturschutz und Landschaftspflege
Naturschutzkriterien, Indikatoren und Datenlage der Waldbiotopkartierung
Olaf v. Drachenfels, Nieders. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN)
Kategorien und Indikatoren im Europäischen waldpolitischen Diskurs
Daniel Kraus, European Forest Institute (EFI)
Themenfeld 3: Erfassung, Bewertung und Vergleich
Olaf Bastian, Leibnitz-Institut für Ökologische Raumentwicklung (IÖR)
Waldfunktionenplanung in Rheinland-Pfalz: Forstliche Abwägung und planerische Konsequenzen
Godehard Ontrup, Forstverwaltung Rheinland-Pfalz, Außenstelle Forsteinrichtung
Peter Elsasser, Institut für Ökonomie der Forst- und Holzwirtschaft (vTI)
Themenfeld 4: Kenntnisstand sowie Daten-, Koordinations- und Forschungsbedarf zur Integration in MEA
Zum Einfluss forstlicher Nutzung und waldbaulicher Bestandespflege auf verschiedene Waldwirkungen
Sven Wagner, TU Dresden, Institut für Waldbau und Forstschutz